26 Dezember 2015

Roter Bastard¹


Eine Art veganer Risotto - nur ohne Reis


Auf Wunsch einer einzelnen Leserin malen wir derzeit nicht nach Zahlen, sondern kochen nach Farben. Diese Woche kochen wir rot.

""Rot" bedeutet im Haushalt des Großen Bloguators™ fast immer "mit Tomate". Manchmal auch "mit Paprika", häufig "mit Chili" oder wenigstens mit Paprikapulver. Und möglichst ohne Blut.

Das im folgenden beschriebene Gericht ist ein Bastard aus Risotto und der bekannten Schnelle-Rote-Linsen-Suppe. Es entstand aus der Frage: "Was macht man eigentlich mit ganzen Weizenkörnern?"

"Man" heißt dabei "Deutschstämmiger Kunde des türkischen Supermarktes", deutsche Supermärkte haben nämlich in der Regel keinen ungemahlenen Weizen. Außer KAUFLAND, aber dazu kommen wir am Ende. Und Türken machen aus dem Weizen eine Süßspeise.

Das Gericht hat noch ein weiteres illegitimes Elternteil, nämlich Bechamel bzw. Einbrenne. Aber hier geht es ja gar nicht um die Erbfolge.

Aaaaalso, wir kaufen ein, bzw. haben sowieso immer da:
  • Weizen, ganze Körner, gibt es in 500g-Paketen
  • Tomaten mit Geschmack
  • Distelöl
  • Zwiebel
  • Rosmarin
  • "fette Brühe" von KNORR, total vegan
  • Salz, Pfeffer

Mengenangaben sind beim Kochen mit dem Großen Bloguator™ schwierig. Wenn man mit 200g Weizen beginnt, vielleicht 250g Tomaten und 200ml Wasser.

Der Weizen wird trocken in dem Topf geröstet. Bei unbehandeltem Weizen braucht das eine ganze Weile, man muss den Mut zu ausreichend viel Hitze haben, und wenn er verbrannt ist wirft man ihn weg. Also nochmal: Man röstet den Weizen voooorsichtig an. Dass die Sache funktioniert und interessant wird erkennt man am Duft, der nach kurzer Zeit dem heißen Weizen entströmt.

Das dauert leider erstaunlich lange, man bleibt so lange daneben stehen und wenn er braun geworden ist, füllt man mit Distelöl großzügig auf bis Oberkante Weizen.

Das ist der Bechamel-Augenblick!

Bzw. der Einbrenne-Moment?

Ach, egal: Aus den sehr heißen Weizenkörnern ist auch der letzte Rest Feuchte verdunstet, jetzt füllen sie sich schlagartig mit dem Öl und die enthaltenen Stärken beginnen zu fermentieren. Daraus bildet sich Dextrin, welches die Fähigkeit hat, Flüssgkeit anzudicken. (sagt Paul Bocuse um 1975, keine Ahnung,  wie weit die Wissenschaft inzwischen wirklich ist).

Wir haben jetzt also eine Mischung aus gerösteten Weizenkörnern und sehr heißem Distelöl. Dort werden die kleingeschnittenen Tomaten hineingegeben. Dann kommt noch etwa dieselbe Menge an Wasser hinzu, die Brühwürfel, Salz, Pfeffer, Rosmarin

Dann lässt man die Sache einfach eine Weile vor sich hin kochen, der Weizen braucht mindestens eine halbe Stunde. Kurz vor dem Ende kommen die Zwiebeln und etwas Zucker dazu. Noch ein paar Minuten weiter kochen und fertig.

Der rote Frument'otto oder Granotto ist sehr einfach herzustellen, erfordert keine große Erfahrung - er geht nur nicht schnell. Man braucht jedenfalls Geduld.

Für den Profi-Esser: Es hat keinen Sinn, damit erst anzufangen, wenn man bereits hungrig ist! Wenn die Sache eilt, sollte es besser Rote-Linsen-Suppe werden. Die beruht auf beinahe denselben Grundlagen, nur Linsen statt Weizen.



Die KAUFLAND-Anmerkung:
Normale deutsche Supermärkte führen gar keine Weizenkörner. Aber aus völlig undurchsichtigen Gründen hat Kaufland sogar *vorgegarten* Weizen. Das scheint so etwas wie Parboiled-Reis zu sein, nur in Weizen. Fehlt eigentlich nur der Kochbeutel.

Das *vorgegart* klingt erst einmal sehr verführerisch, er braucht zum Weichwerden tatsächlich nur ein Drittel der Zeit. Allerdings ist er beim Rösten *überaus* *heikel*. Es braucht einige Minuten, bis der Weizen die erste Farbe annimmt - und wenige Sekunden später ist er auch schon verbrannt.

Und die Distelöl-Erweiterung:
Mit anderem Öl schmeckt die Sache nicht. Raps-Öl taugt sowieso zu gar nichts, und Olivenöl passt nicht zum Weizen. Es muss also Distel-Öl sein und nichts anderes.





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